Freitag, Dezember 02, 2005

 

Warum wir Weihnachten als Fest begehen.

Im Monat Dezember möchte ich ein mythologisches Thema behandeln und der Frage nachgehen:

Warum feiern wir überhaupt Weihnachten?


Hierüber zu reflektieren heißt, weit vor die christliche Zeit zu blicken. Im Monat Dezember feierten unsere germanischen Altvorderen vor der Christianisierung die Wintersonnwende. Nach der längsten Nacht im Jahr siegt das Licht gegen die Dunkelheit und die Tage werden wieder länger. Also ein immer wiederkehrendes Ereignis, das auch verbunden war mit der erneuerten Fruchtbarkeit der Erde und überhaupt allen Lebens.

So wurde von der römischen Kirche im 2. Jhdt. das Weihnachtsfest willkürlich auf den 6. Januar festgelegt, an dem bis dahin das Fest des Gottes der Fruchtbarkeit Dionysos begangen worden war. Dieser opferte sich jedes Jahr aufs Neue. Sein Blut war Garant zum Fortbestehen allen Lebens. Die Kirche ersetzte Dionysos durch Jesus, der sich durch sein Blut und Leben opferte.

Damals war es noch herrschende Lehre, daß Jesus erst durch seine Taufe im Jordan Gottessohn geworden war. Folglich wurde an Weihnachten die Gottwerdung Jesus gefeiert.

Erst auf dem berühmten Konzil von Nizäa im Jahre 325 wurde beschlossen, daß Jesus bereits als Gottessohn geboren worden war. Der römische Bischof Liberius verfügte 354, das Geburtsfest Christi offiziell am 25. Dezember zu feiern, dem Festtag des Lichtgottes Mithras.

Das aus Persien importierte Mithras-Fest (sol invictus) war bei den Römern allgemeiner Feiertag, an dem man sich Kerzen schenkte und die Sonnwendfeuer brannte. Der sich im ganzen römischen Imperium ausbreitende Mithras-Kult, der Taufe und heiliges Mahl kennt, war im 3. Jhdt. Hauptkonkurrent des Christentums.

Im Johannes-Evangelium 12, 46 spricht Jesus:

" Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder , der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe."

Vom 17. bis 23. Dezember feierten die Römer aus Anlaß der Wiederkehr des Lichtes damals das Fest der Saturnalien. Mit der Wintersonnwende tritt die Sonne in das Tierkreiszeichen Steinbock, der vom Saturn regiert wird, ein. So wurde also auch Saturn in Zusammenhang mit dem Wiedererwachen der Fruchtbarkeit der Erde gebracht.

Neben dem aus Persien stammenden Mithras wurde in dessen Heimat auch der Feuergott Agni der Veden verehrt. Zu Agni, dem Gott des Herd- und Opferfeuers heißt es im Rig-Veda VI. 9,2:

"Der schwarze Tag und der silbrige Tag durchrollen die zwei Räume durch die Kräfte des Wissens; strecke Feuer, als allen Menschen geboren, wie ein König, mit seinem Licht die Finsternis nieder."

Es dauerte noch eine lange Zeit bis sich der 25. Dezember unter den Gläubigen durchgesetzt hatte. So belehrte noch zu Beginn des 5. Jhdts. der nordafrikanische Bischof Augustinus seine Gemeinde mit den Worten:

„Wir feiern den 25. Dezember nicht wegen der Geburt der Sonne, wie die Ungläubigen, sondern wegen der Geburt dessen, der die Sonne erschaffen hat.“

Erst im 7. und 8. Jhdt. fand das christliche Fest auch in Deutschland Verbreitung. Im Jahr 813 erklärte die Mainzer Synode den 25. Dezember zum „festum nativitas Christi“, dem Fest der Geburt Christi. Die deutsche Bezeichnung Weihnachten tauchte erst im 12. Jhdt. auf. Das mittelhochdeutsche „ze wihen nahten“ bedeutet „in den heiligen Nächten“. Damit waren die schon in germanischer Zeit als heilig gefeierten Mittwinternächte gemeint.

Mit der Betrachtung des Wortes Christus nähern wir uns noch ein Stück weiter den vedischen Überlieferungen. Christus leitet sich vom griechischen Christos " der mit Öl Gesalbte" ab und dieses wiederum vom Sanskrit-Wort Krischto, welches Anziehung bedeutet und nur eine andere Form von Krishna "der Allesanziehende", dem Namen Gottes ist. So hat der Name Jesus Christus die Bedeutung von Jesus, der Sohn des Christus oder Krishnas. Er hat sich selbst als Sohn Gottes bezeichnet.

Auch Krishna als Inkarnation des höchsten Gottes Vishnu wurde von einer Jungfrau, Devaki geboren. Im Atharvaveda heißt es dazu:

"Gebenedeit seist Du, Devaki, unter den Frauen sei willkommen... Du bist ausersehen zum Werke der Erlösung, in Deinem Busen wird der Strahl des göttlichen Glanzes Mensch werden.... Jungfrau und Mutter, wir grüßen Dich....., denn aus Dir wird der geboren, der uns erlösen soll.... Du sollst ihn Krishna nennen."

In jedem Land haben sich unterschiedliche Weihnachtsbräuche herausgebildet. Eine typisch deutsche Tradition ist der Weihnachtsbaum. Zunächst hatten die Menschen Gestelle und später Zweige verwendet, an denen sie Äpfel und Nüsse zum Zeichen der Dankbarkeit für ein gutes Jahr oder eine gute Ernte anbrachten. Erst später mit Beginn der Industrialisierung wurde ein Lichterbaum mit Weihnachtskugeln geschmückt, als die uranfängliche starke Verbindung zur Natur zu schwinden begann.

Vor dem Hintergrund dieses kurzen Ausfluges in die Vergangenheit und zugleich in die Mythologie meine ich, daß jeder Mensch, egal welcher Glaubensrichtung und Weltanschauung, einen ganz persönlichen Grund haben kann, Weihnachten als heiliges Fest zu begehen.

Quellen:

1. "Von Christus zu Krishna" in "Christus-Krischto-Krishna", Gespräch zwischen Pater Emmanuel Jungclaussen vom Benediktinerkloster Niederalteich und Swami Prabhupada, The Bhaktivedanta Book Trust, 1975.

2. "Gedichte aus dem Rig-Veda", Reclam 1964.

3. "Grüne Tanne im Kerzenschein" von Sabine Gebhardt-Herzberg in "Visionen" Heft 6/99, S. 30 ff.

4. "Johannes-Evangelium" 12, 46 in "Die Heilige Schrift" Vlg. Modernes Antiquariat, 1977.


Ich wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest, Gesundheit, Glück und Erfolg und den inneren Frieden, den es im Leben bedarf.

Ganz herzlich
Roland Rau

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