Mittwoch, Januar 04, 2006

 

6. Januar – Erscheinung des Herrn

Mit einer Betrachtung des Mythos der „Heiligen Drei Könige“ schließe ich den Exkurs in die Mytologie vorläufig ab.

Dreikönigsfest, Epiphanie, Theophanie, Weihnachtszwölfer

Von unseren germanischen Vorfahren wurde das Jahr nach den 12 Vollmonden berechnet. Zwischen den Vollmonden lagen aber nur 29,5 Tage. Damit hatte das germanische Jahr nur 354 Tage. Elf Tage und zwölf Nächte mussten eingeschoben werden – die „Zeit zwischen den Jahren“ oder die 12 Rauhnächte genannt, in denen die Sonne still stand.

In der Nacht auf den 6. Januar, am Ende der Rauhnächte begibt sich „ Wotans Wilde Jagd“ traditionell wieder zur Ruhe. Die Behausungen von Mensch und Tier wurden mit Weihrauch geräuchert, um die "bösen" Wintergeister zu vertreiben.

Im 4. Jhdt. wurde in der Ostkirche am 6. Januar das Epiphanias- oder Theophanie-Fest, die „Erscheinung des Herrn“ gefeiert. Das Fest der Geburt Jesu, der Taufe Jesu und der Erinnerung an das Weinwunder zu Kana. Die Westkirche übernahm dieses Fest gegen Ende des 4. Jhdts.

Nach der Einführung eines neuen Kalenders durch Papst Gregor XIII. wurde der Jahresbeginn von Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 vom 6. Januar auf den
1. Januar verlegt. Das alte Fest des Endes des tiefen Winters am 6. Januar musste mit neuen Inhalten belegt werden.

Die heutige Ostkirche feiert am 6. Januar nur noch die Taufe Jesus. Ein Teil der Ostkirche hält aber bis heute liturgisch am Julianischen Kalender fest. So feiern die orthodoxen Christen in Russland und Serbien Weihnachten am 7. Januar und Epiphanie am 19. Januar. In der armenischen Kirche ist der 6. Januar bis heute das Geburtfest Christi.

Kurioserweise kann das genaue Geburtsjahr Jesus aber nicht das Jahr Eins unserer Zeitrechnung gewesen sein. Der Evangelist Matthäus berichtet (siehe Evangelium 2, 1) und ebenso der Evangelist Lukas (siehe Evangelium 1, 5), dass die Geburt Jesu in der Regierungszeit von Herodes dem Großen lag, der 4 v. Chr. starb. Lukas berichtet weiter, dass die Eltern Jesus sich wegen einer Steuererhebung nach Bethlehem begeben mussten. Historisch fand diese Steuererhebung aber erst 6 n. Chr. statt und hätte Josef als Bürger von Nazareth in Galiläa gar nicht betroffen. Weil David in Bethlehem geboren worden war, musste eine Geschichte her, die die Geburt Jesus in Bethlehem belegt. Folgt man der heutigen Auffassung des Max-Planck-Instituts bezgl. des „Stern der Weisen“, so war dieser eine Nova, die im Jahr 5 v. Chr. im Sternbild Adler aufleuchtete.

Zurück zum 6. Januar. Die Westkirche konzentrierte sich damals nun auf die im Matthäus-Evangelium 2, 11 beschriebene Anbetung des Herrn durch die Weisen aus dem Morgenland:

„Und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“

Matthäus nennt weder die Anzahl der Weisen, noch bezeichnet er sie als Könige.

Im 3. Jhdt. erst wurde von der Anzahl der Gaben auf drei Geber geschlossen. Der Kirchenschriftsteller Tertullian schreibt, dass sie fast wie Könige aufgetreten seien.
Ihre Namen erhielten sie erst im 6. Jhdt. Zunächst hießen sie Thaddadia, Melchior und Balytora. Ab dem 8. Jhdt. wurden sie Caspar, Melchior und Balthasar genannt und offiziell als Könige bezeichnet.

Der Name Caspar ist persisch und bedeutet „der Schatzmeister“, der Name Melchior ist hebräisch und bedeutet „König des Lichts“ und der Name Balthasar ist babylonisch und bedeutet „Gott schütze sein Leben“.

Ab dem 12. Jhdt. wurden die Weisen mit Lebensabschnitten in Verbindung gebracht. Caspar soll ein Jüngling ohne Bart, Melchior soll ein Greis mit weißem Bart und Balthasar ein Mann im mittleren Lebensalter mit dunklem Vollbart gewesen sein.
Der Bart war dunkel, aber nicht seine Haut.

Die Legende, dass einer der Weisen ein „Mohr“ gewesen sei, ergab sich aus der ebenfalls im 12. Jhdt. entstandenen Interpretation, dass jeder der drei Könige einen der damals drei bekannten Weltteile repräsentierte, nämlich Asien, Europa und Afrika.

Die Geschenke der Weisen wurden immer wieder verschieden gedeutet. Das Gold, das von Melchior überbracht worden sein soll, symbolisiere den einem König gebührenden Schatz an Weisheit, der von Balthasar überbrachte Weihrauch symbolisiere die hingebungsvolle Opferhandlung und die von Melchior überreichte Myrrhe solle die reinhaltende Kraft der Selbstbeherrschung symbolisieren, heißt es in den „Gesta Romanorum“.

Obwohl es sich bei den „Heiligen Drei Königen“ aller Wahrscheinlichkeit nach nur um eine zweckdienliche Legende handelt, werden Ihre Gebeine bis heute im Kölner Dom als Reliquien verehrt.

Sie sollen von der berühmten Reliquiensammlerin Helena im „Heiligen Land“ gefunden und von dort nach Byzanz gebracht worden sein. Kaiser Konstantin soll sie im 3. Jhdt. an die Stadt Mailand verschenkt haben. Nachdem Friedrich Barbarossa Mailand zerstört hatte, wurden die Reliquien 1164 vom Reichskanzler Rainald von Dassel, der zugleich Erzbischof von Köln war, nach Köln gebracht. Von Dassel war so mächtig und mit Privilegien ausgestattet, dass er den Gegenpapst Paschalis III. aufstellen konnte, um die Überlegenheit der weltlichen Macht zu demonstrieren.

Weil zwischen Papst und Kaiser, zwischen weltlicher und kirchlicher Macht damals Streit um die Vormacht herrschte, war es für den Kaiser sehr dienlich, die ersten überlieferten Anbeter Jesus zu Königen und damit Vertretern der weltlichen Macht zu machen.

König Otto IV. ließ sich um das Jahr 1200 mit ganzem Gefolge am Dreikönigsschrein im Kölner Dom abbilden. Nach der Krönung in Aachen verehrten die deutschen Herrscher die Gebeine der „Heiligen Drei Könige“ im Kölner Dom.

Heilig gesprochen wurden die „Heiligen Drei Könige“ von der römischen Kirche nie.
Das hätte der weltlichen Macht zuviel Bedeutung gegeben.

Balthasar ist bis heute der Patron von Köln, der Pilger, Reisenden und Fallsüchtigen, aber auch der Spielkartenfabrikanten, Kürschner und des Gastgewerbes.

Seitdem 1958 von der katholischen Kirche in Deutschland das Sternsingen wieder eingeführt wurde, ziehen am 6. Januar die Sternsinger von Haus zu Haus.
Sie bitten um Gaben und segnen das Haus. Erstmals geschah das im 16. Jhdt. Damals wurde ein Kreuz an die Haustür gemalt. Später entwickelte sich der Haussegen
C + M + B „Christus Mansionem Benedicat“ = “Christus segne das Haus“, um böse Geister fernzuhalten.

Heute schreiben die Sternsinger nur noch die Jahreszahl und die Initialen C + M + B an die Türe und freuen sich der Gaben.

So leben Legenden über Jahrtausende fort und Menschen glauben an ihre Wahrheit.

„Caspar, Melchior und Balthasar
behütet uns auch diese Jahr
vor Feuer- und Wassergefahr“.

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